Vom Glauben und ihrer franziskanischen Berufung getragen

Im Februar hat Sr. M. Philothea Kopp im Kloster Reute noch ihren einhundertsten Geburtstag gefeiert. Am Abend des 4. Juli ist sie im Gut Betha-Haus in Reute verstorben und wurde am 9. Juli auf dem Klosterfriedhof beigesetzt. Ihre Berufung sah sie darin, Menschen zu Jesus zu führen. Dies konnte sie in den 70 Jahren ihrer Ordenszugehörigkeit an unterschiedlichen Orten der Gemeinschaft in die Tat umsetzen. Sie suchte die Menschen und für diejenigen, die ihr begegneten, hatte sie ein waches Interesse – und stets ein Späßle parat.

Sr. M. Philothea Kopp an ihrem 100. Geburtstag im Kloster Reute © Franziskanerinnen von Reute/Claus Mellinger

Ihr runder Geburtstag fand große Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit, mehrere Journalisten statteten ihr Besuche ab und portraitierten die Ordensfrau. Mit ihren 100 Jahren brachte es Sr. M. Philothea zuletzt sogar zu einiger Bekanntheit auf Instagram. Die Plattform katholisch.de veröffentlichte ein kurzes Video von ihr, das 127.00 Mal angesehen und begeistert kommentiert wurde. „Wir alle sehnen uns doch nach Liebe“, sagte sie da, und in dieser Liebe sah sie sich selbst gesendet und getragen. Sie freute sich auf ihren 100. Geburtstag, den sie, bei guter Gesundheit, im Kreis der Mitschwestern feierte.

Ihr Leben war ein Stück Zeitgeschichte. Geboren wurde sie 1924 am Rande des Schwarzwalds. 1954 trat sie im Alter von 30 Jahren in die Gemeinschaft der Franziskanerinnen von Reute ein. Sie erlebte als junge Frau die Gründung der Bundesrepublik, den Neuaufbruch und das Wirtschaftswunder und war Zeitzeugin der deutschen Nachkriegsgeschichte. Als Ordensfrau erlebte sie den Umbruch der Kirche im 20. Jahrhundert und vor allem die Hochzeit der Gemeinschaft, zu der damals noch rund 1700 Schwestern gehörten. Sie packte an, wo sie hingesendet und eingesetzt wurde, am liebsten für andere. Ihre Stationen waren Ravensburg, Biberach, Hohentengen, Reute und Eglofs, wo sie ihre Mitschwestern im dortigen Feriendomizil betreute. Schwere Arbeit scheute sie nicht, sie war als Köchin geschätzt, doch ein besonderes Händchen hatte sie für den Garten.

Seit 2001 lebte Sr. Philothea im Kloster in Reute. Zuletzt war sie, mit wachem Geist und Interesse an der Gemeinschaft, auf einen Rollstuhl angewiesen, verbrachte ihre Zeit gerne im Klostergarten und nahm sich Zeit für das Gebet. Ab und an bekam sie Besuch von einem Großneffen. Ihre letzte Schwester war bereits 2023 verstorben. Vor dem Tod, so sagte sie einer Journalistin im April, habe sie keine Angst. Der Herrgott habe sie geholt und werde sie auch so annehmen. Nun hat sie sich, begleitet von ihren Mitschwestern, auf den Weg zu ihrem Gott gemacht.

Das Requiem für Sr. M. Philothea fand am 9. Juli um 13.30 Uhr in der Marienkapelle des Klosters statt. Anschließend wurde sie auf dem Klosterfriedhof beigesetzt.