„Crazy in Love“
Eltviller Kinder- und Jugendchor „Pueri Cantores“ widmet sich Leben Franz von Assisis
Musical feierte Premiere auf Schloss Johannisberg
Von Thorsten Stötzer
JOHANNISBERG. Was soll das Spinnrad vor dem Altar? Das mag sich wohl mancher in der Basilika von Schloss Johannisberg fragen. Die Mitglieder des Eltviller Kinder- und Jugendchores „Pueri Cantores“ geben rasch Auskunft: „Weil Franziskus gesponnen hat.“ So nahmen seine Zeitgenossen den Heiligen Franziskus von Assisi wahr. Im Musical, das der Chor aufführt, ist noch mehr über ihn zu erfahren: Nur 1,58 Meter war der Sohn eines erfolgreichen Geschäftsmanns groß, der 1181 geboren wurde.
An Original-Schauplätzen mit Thema auseinandergesetzt
Vor allem geht es in „Crazy in Love“, so der Titel des Musicals, aber um wichtige Botschaften. Ums verrückt nach Liebe sein eben, bezogen auf Jesus, die Menschen und die Tiere. Dafür steht der heilige Franziskus. Die Hommage an ihn führt die jungen Mitwirkenden an besondere Orte im Rheingau. Nach der Premiere in Johannisberg ist ihr Stück am Samstag, 7. Dezember, in der katholischen Kirche St. Peter & Paul in Eltville und am Sonntag, 8. Dezember, jeweils um 18 Uhr, im Kloster Eberbach zu sehen.
Bei freiem Eintritt erleben die Besucher musikalische Darbietungen und Impulse durch Gesang, Schauspiel und Tanz, die auf einer Italienreise basieren. Im April hat der Chor fünf Tage in Assisi und Umgebung verbracht, berichtet seine Leiterin Stefania Bienek. An Original- Schauplätzen setzt man sich mit dem Leben von Franziskus auseinander. Es wurden Texte selbst geschrieben und an Liedern gearbeitet. Das bekannte „Laudato si“, der Sonnengesang, darf auch mal als Rap-Version über die Bühne gehen. Manchmal fühlt das Publikum sich zum Mitklatschen ermutigt. Ein modernes „what?“, oder ironische Zwischenrufe in der Art von „wie romantisch“ und „typisch Mann“ flechten die Schauspieler ebenfalls ein. Ansonsten diente ein Buch von Alois Prinz über Franz von Assisi oft als Leitfaden, wie Bienek berichtet. Vieles andere wurde selbst arrangiert, um ins 12. Jahrhundert zurückzuführen und speziell Kindern und Jugendlichen Anknüpfungspunkte und Identifikationsmomente mit Franziskus näherzubringen.
Auch religiöse und spirituelle Seite wird beleuchtet
Aktive und danach 15. Nun stehen bei „Crazy in Love“ 16 Darsteller im Alter von drei bis 20 Jahren im Rampenlicht, drei junge Leute helfen zusätzlich im Hintergrund als Techniker mit. Das Ensemble hat zwei eigene Pianisten. „Das Musical soll eine Einladung sein“, sagt Bienek. Ihr geht es nicht alleine um den kulturellen Wert, sondern zugleich um die religiöse und spirituelle Seite am Beispiel Franz von Assisis.
Bienek ist Italienerin und legt dar, dass die Heiligen-Verehrung in ihrer alten Heimat ausgeprägter ist als in Deutschland. Vorbilder für die Jugendlichen seien wichtig. Im Musical spielt dabei neben Franziskus auch Carlo Acutis eine Rolle. Er ist 2006 als 15-Jähriger gestorben und soll am 27. April 2025 heiliggesprochen werden. Er ist in einem durchsichtigen Sarg und in Sneakern zu sehen. Es laufen häufig selbst gedrehte Einspielungen über eine hinter dem Altar platzierte Leinwand. Die KI hat mitgeholfen, um die Geschichte von Franziskus und einen Wolf, der als Symbol für den Krieg verstanden werden kann, in Szene zu setzen. Charakterlicher Wandel des angehenden Heiligen wird durch die Zuneigung zu Bettlern und Aussätzigen anschaulich. Und neben Visionen steht ein wenig mittelalterliche Modenschau im Mittelpunkt.
Wiesbadener Kurier, 2. Dezember 2024